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Thema: Das DSA-Forumsrollenspiel: „Im Namen der Götter, im Herzen voll Mut!“

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Es schien für einen kurzen Moment, als wollte der Medicus der Frage des Elfen Rede und Antwort stehen, doch wurden sie alle Drei abgelenkt, als auf einmal dumpfe, und fast schon unheimlich zu klingende Töne, durch die Taverne zogen und sich tiefe Bass-Stimmen in eigentümlichen Gesang ihren Weg durch die Ritzen der Tür suchten.
    Ingrim spürte einen klitzekleinen Anfall von Wehmut und Heimweh, als er die Ohren ein wenig spitzte um den Gesang besser ausmachen zu können und dabei die rituellen Liturgien der Kirche des Boron - des Totengottes - ausmachen konnte, welchem in seiner Heimatstadt große Verehrung zuteil wurde.
    Interessiert eilten die Helden an die Fenster und auch Jene, die lange geschlafen hatten, rieben sich die Augen um die Last des Schlafes von sich zu werfen und blickten aus den Fenstern der Taverne.
    "Heiliger Boron!", entfuhr es der Wirtsgattin, die neben Göfla stand und sich die Hände vor den Mund schlug, während ihr Gesicht eine bleiche Farbe angenommen hatte. "Die kommen von der Auburg, ihr gütigen Götter, welch Leid....", stammelte sie und im Licht der tiefstehenden Morgensonne, welche grell durch den Schnee zurückgeworfen wurde, erkannten die Reisenden einen langgezogenen Troß aus Menschen und Karren, der sich aus dem Walde am Fuße eines großes Berges ergoß. Vorneweg erkannte man zwei Ritter zu Fuß, auch sie waren in die Waffaneröcke des Praios gehüllt, doch auch hier hatten es verkrustete Blut- und Schmutzreste geschafft, die sprichwörtliche Glorie der Kirche vom Gewande zu waschen. Beide schienen sie recht jung an Jahren, doch in ihren Gesichtern zeichnete sich eine Müdigkeit und Last ab, die man selbst in den Gesichtern so mancher Greise vergeblich suchen würde. Sorgenfalten und tiefe Narben verunstalteten ihre Gesichter und ließen den schleppenden Gang noch trostloser wirken, und das obschon sie beide Banner der Praoiskirche trugen, doch waren auch diese zerfetzt und in zerschlissenem Zustand.
    Hinter den beiden Bannerträgern fand sich eine kleine Schar schwarzgekeideter Mönche der Boronskirche, deren sakraler Gesang tief war und wie eine dumpfe Prohpezeiung durch den lichten Wald zur Taverne hallte. Die Köpfe waren kahlgeschoren, und ihre Gesichter wie aus Stein gemeisselt, so ausdruckslos und nur die nackten Füsse im Schnee und die Münder bewegten sich an diesen Männern. Dahinter fanden sich einige andere Krieger der Praoiskirche, Soldaten und Tempelritter anscheinend, die angetan in Kettenhemden und Prunkrüstungen neben einem Wagen herliefen, über den eine graue Decke gespannt war, die braune und rote Flecken aufwies.
    Auch die Begleiter des Wagens schienen nicht am Zenit ihrer Parade angekommen zu sein, denn auch deren Waffenröcke sah man zerfetzt, so manches Gesicht entstellt und gezeichnet von einer Schlacht und zwei mussten sogar von ihren Kameraden gestützt werden.
    Larissa, deren flinke Augen die Szenerie betrachteten, verschlug es mit einem Mal die Stimme und auch das Herz schien kurz stehenzubleiben, denn voll Entsetzen sah sie, das der Wagen im grellweißen Schnee eine blutigrote Spur hinter sich herzog, die länger und länger wurde und fast an einen grausigen Wurm gemahnte, der sich hinter dem Wagen hin- und herzuschlängeln schien. Die Kameraden und Soldaten hinter dem Wagen hatten die Nasen gerümpft und versuchten respektvoll der roten Spur auszuweichen.
    Auch Thominiel war gebannt vom Anblick der bizarr anmutenden Karawane und sein Blick folgte mehreren, kleinen Schneeflocken, die wohl spielerisch von einer Windbrise hochgehoben wurden, einen kurzen Reigen in der Luft zu tanzen schienen und dann zusammen mit dem Windhauch auf die Plane des Wagens zuflogen, wo es schien, als trieben sie ein böses Spiel mit dem Elfen, denn der Wind hob das Verdeck des Karrens ein wenig hoch und Thominiel konnte einen kurzen, entsetzten Blick auf die Fracht des Karrens werfen, und die Erkenntnis erschütterte ihn - es waren weniger die zerschundenen, blutigen Leichen der Menschen in Rüstung und blutigen Waffenröcken, sondern vielmehr die Leiche eines einzelnen Elfen, wohl aus dem Volke der Frostelfen, der mit gebrochenem Blick und eingeschlagenem Schädel inmitten der Leichen lag und dessen eisigblaue Augen ihn aus einer Maske aus Dreck und Blut direkt anzustarren schienen. Der Anblick jedoch währte nur kurz, denn der Wind war gnädigerweise seines grausigen Spieles überdrüssig und sein nächster Hauch ließ die Verdeckplane wieder über die Leichen wandern.
    "So hat ein Mann meines Volkes also für diese Menschen gestritten...", manifestierte sich ein kleiner nagender Gedanken im Geist des Elfen, während die Wirtin noch immer totenbleich flüsterte: "Sie gehen zum Boronsanger, um dort ihre Gefallenen zu bestatten...wir hatten ja keine Ahnung, wieviele es waren, als sie vor zwei Tagen hier angekommen waren."

    Geändert von Daen vom Clan (18.02.2004 um 21:15 Uhr)

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